Burgdorfer StadtMAGAZIN Nr. 01 - Frühling 2022

24 Mut sei sowieso der Schlüssel zum Vertrauen in die eigene Kreativität und zur ganz persönlichen Ausdrucksweise, ist Heinz Egger überzeugt. Und wenn er wieder gesund sei, zumindest wieder ausreichend Kraft und Ausdauer habe, werde er dieses Vorhaben gewiss in die Tat umsetzen. Worüber Egger lacht und was ihn verärgert Auf die Frage, was ihn zum herzhaften Lachen bringe, kommt es wie aus der Kanone geschossen: «Jacques Tati». Tati war ein französischer Schauspieler, Autor und Regisseur, der mit seiner skurril komischen Kultfigur «Monsieur Hulot» in den 1950er und 60er Jahren ganze Kinosäle zum Lachen brachte. Oftmals ohne Worte, dafür mit subtiler Situationskomik, in die er seine durchaus kritische Weltsicht verpackte. Etwas länger denkt Heinz Egger darüber nach, was ihn denn besonders ärgere. «Arrogante und hochnäsige Menschen, die sich selbst als was Besseres ausgeben, hinter deren Fassade dann aber nichts steckt», sagt er schliesslich. Und dass es davon in der kommerziellen Kunstszene eine ganze Menge gebe… Beckenbruch auf der Museumstreppe Es war noch vor Corona, als Heinz Egger mit einer Galeristin eine Ausstellung im Solothurner Kunstmuseum besuchte und sie herumführte. Es regnete als sie danach die Treppe runterstiegen. Ganz Gentleman wollte Egger zum Auto eilen, um einen Schirm zu holen. Doch dann rutschte er auf den nassen Stufen aus und fiel so unglücklich, dass er einen mehrfachen Beckenbruch erlitt. Schon für junge Menschen ist das kein Pappenstiel, für einen über 80-jährigen Mann schon gar nicht. Die Prognosen der Ärzte, die im Übrigen einen tollen Job gemacht hätten, waren entsprechend düster. Und wennman sich das Röntgenbild seines Beckens mit den langen Schrauben drin anschaut, fragt man sich unweigerlich, warum der Mann heute, ausgerüstet nur mit einem Gehstock und gebotener Achtsamkeit, wieder durch die gepflästerten Gassen der Altstadt spazieren kann. Er finde neue, hindernisfreie Wege, sagt er. Ein kleiner Umweg, um einen zu hohen Absatz zu umgehen oder einen etwas weiteren Weg, um eine Treppe vermeiden zu können. Typisch Egger, möchte man sagen. Der Körper in der Landschaft Er ist auf dem Weg der Besserung und die nächste Ausstellung ist bereits geplant. Das sporne ihn an und er fühle sich fit genug, um auch grossflächige Arbeiten wieder anzugehen: Metergrosse atmosphärische, flimmernde, immer wieder übermalte Landschaften, die irgendwie doch keine sind und aus denen sich fast unmerklich und dennoch plötzlich Körper wie Akzente herausbilden. Oder gehen sie in die Landschaft hinein, dorthin zurück wo sie hergekommen sind? Ob kommen oder gehen, es spielt keine Rolle, denn was zählt ist das, was im hoffentlich wachen Auge des Betrachters und in seiner Seele passiert.

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