Burgdorfer StadtMAGAZIN Nr. 01 - Frühling 2022

23 Mit der Arbeit wuchs auch stets die Überzeugung, dass es dem Menschsein guttut, sich mit seiner eigenen Kreativität und den ganz persönlichen Ausdrucksmöglichkeiten zu beschäftigen. In Burgdorf landete Heinz Egger schliesslich wegen einer freien Stelle als Lehrer. Das kleine beschauliche Städtchen gefiel ihm zwar, doch spielte es ihm eigentlich keine grosse Rolle, wo und für wie lange er seine Zelte aufschlägt. Wenn es einen äusseren Ort gab, der ihn anzog, war dies ohnehin eher Basel als Bern. Heute, nach vielen Jahrzehnten und in fortgeschrittenem Alter, ist Burgdorf seine Heimat. Sein Ort, an dem er sich engagiert, wo er seine Freunde und Bekannten in der Beiz trifft und wo er seine Familie hat. Seine Frau war übrigens auch Lehrerin und führte zudem in Burgdorf eine Galerie. Sein Sohn Matthias – ebenfalls Lehrer – befindet sich wie sein Vater einst auf dem Weg zur freien Kunst. Heinz Egger setzte sich jahrelang in der städtischen Kulturkommission für die Förderung des Kulturschaffens ein und schaut mit genauem und allenthalben kritischem Blick auf die Entwicklung und das Programm des Casino Theaters. Eine Institution, die ihm auch aus eigener Tätigkeit als Bühnenbildner ganz besonders am Herzen liegt. «Burgdorf braucht ein spannendes und künstlerisch ambitioniertes Thear Ausschnitt aus dem «Erinnerungsdepot» im Atelier ter», bekräftigt Egger. Denn das Theater ist ein konzentrierter Schmelzpunkt für die Sicht auf die Welt durch das Erlebnis der Kunst. Die Welt über die Kunst erfahren Die Beschäftigung mit Kunst fordert Seh-, Hör- und Denkgewohnheiten heraus und bereichert unsere Sicht auf die Welt und deren Zusammenhänge. Davon ist Heinz Egger zutiefst überzeugt. Und auch davon, dass eine Gesellschaft, die der Kunst und Kultur keinen Raum zur Entfaltung und Wirkung bietet eine «geistig verarmende» und vergessende Gesellschaft ist. Egger fühlt sich deshalb angetrieben, die Menschen zu genauem Hinschauen und einem künstlerischen Blick auf sich selbst zu animieren: «Ich möchte Menschen dazu ermutigen, mit Freude einen Strich auf ein weisses Blatt zu bringen. Einen zweiten Strich oder einen Fleck und in der entstehenden Zeichnung verborgene Formen zu entdecken». Ein Vorgang ähnlich jenem «in die Wolken gucken», wo man die sich immer wandelnden Gebilde als Hundekopf, Menschengesicht, Pinocchio oder Pferd im Galopp interpretiert. Diesen Mut zum eigenen befreiten Erfinden würde er sehr gerne anderen Menschen beibringen.

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