22 Der Eingang zu seinem Atelier liegt am wohl schmalsten, dunkelsten und verborgensten Gässchen in der Burgdorfer Altstadt. Wie durch einen Tunnel unter den Gebäuden am Staldenkehr erreicht man eine unscheinbare Tür. Drinnen öffnet sich ein riesiger, heller Raummit Blick auf die Häuser der Unterstadt. Willkommen im Kosmos des Heinz Egger! Heinz Eggers Arbeitsraum liegt buchstäblich auf der Nahtstelle von Oberstadt und Unterstadt. Irgendwo dazwischen. Und dieses «zwischen» den Dingen und Orten trifft auf seine Kunst, aber auch auf seine Biografie zu. 1937 geboren und aufgewachsen in Aarwangen erlebte er eine Kindheit zwischen Angst und Faszination. Mit seinen Grosseltern lebte er über einer Beiz, die sie führten, und in der die Soldaten in ihren unverwechselbar riechenden Uniformen ein und aus gingen. Es roch und klang nach Krieg und Gewalt. Frühe, kindliche Eindrücke, die heute als Erinnerung aber auch als ästhetische Kategorie immer noch das Schaffen von Heinz Egger mitprägen. Zahlreiche Schnipsel, Skizzen oder Fotografien an den Wänden seines Ateliers bringen genau diese «Ästhetik der Gewalt», der man sich nicht entziehen kann, zum Ausdruck. Nicht etwa, weil sie laut oder gar heldenhaft Gewalt darstellt, sondern als Athmosphäre, als Ahnung, wie die Düfte und Geräusche, die Egger als Kind aus der Beiz im Erdgeschoss vernahm. Postbeamter, Musiker oder doch Maler? Heinz Eggers beruflicher Werdegang war nicht eben zielstrebig. Da gab es viele Interessen und Begabungen zwischen denen er balancierte und es noch heute tut. Zuerst machte er bei der PTT eine Lehre als Postbeamter und besuchte das Konservatorium mit der Geige, zog nach Lausanne und spielte dort in einer erfolgreichen Jazzformation Saxofon. Er absolvierte das Lehrerseminar, studierte Deutsch und Geschichte, zeichnete und malte an der Hochschule für Gestaltung in Bern und Basel und liess sich zum Zeichenlehrer ausbilden. Daneben tauchte er ein in Philosophie, Film, Theater und Literatur. Zwischen und mit all diesen Leidenschaften wuchs seine Kunst; Zeichnungen, Malerei und Druckgrafik, die entweder literarische Texte in Büchern «paraphrasiert» oder als selbständige Arbeiten in zahlreichen Galerien und Kunstmuseen zu sehen sind. Die intensive Zusammenarbeit mit dem Schriftsteller Klaus Merz, dessen Bücher er bis heute regelmässig gestaltet, stellt dabei einen herausragenden Meilenstein seines Schaffens dar. Künstler in Burgdorf Der Kosmos des Heinz Egge
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