INHALT IMPRESSUM: Das Burgdorfer StadtMAGAZIN erscheint dreimal jährlich | Herausgeber: Stadt Burgdorf, Kirchbühl 19 , Postfach 1570, 3401 Burgdorf, Telefon: 034 429 91 11, burgdorf.ch | Konzept und Gestaltung: YOUHEY Communication AG, Burgdorf | Redaktionsteam: Stefan Ghioldi, Stefan Berger, Dagmar Kopše, Hans Rudolf Kummer, Rudolf Holzer, Urs Lüthi, Torfinn Rothenbühler, Peter Ruch (YOUHEY), Adrian Gebhard (YOUHEY) | Redaktionsleitung: Peter Ruch | Texte: Peter Ruch, Adrian Gebhard | Bilder: Adrian Gebhard, Adrian Jost | Titelbild: Adrian Gebhard SONDERTEIL PRO BURGDORF: Text und Redaktion: Rahel Peña, Markus Hofer | Bilder: Marco Meneghini (Marco Meneghini Fotografie) Druck: Haller+Jenzer AG, Burgdorf | Das StadtMAGAZIN wird klimaneutral auf 100%-Recycling-Papier gedruckt | Gesamtauflage: 24’200 Expl. Verteilgebiet: Burgdorf, Heimiswil, Oberburg, Hasle bei Burgdorf, Rüegsauschachen, Lyssach, Rüti bei Lyssach, Kirchberg, Rüdtligen-Alchenflüh, Ersigen, Aefligen, Utzenstorf, Kaltacker, Wynigen Burgdorf und seine Nachbarn Oberburg. So nah und doch ganz anders 4 Tageszentrum Schlossmatt Mehr als eine Pflegeeinrichtung auf Zeit 8 Stiftung intact 25 Jahre Engagement für Integration 10 Burgdorfer Industrienacht 2022 Vielfältiger Werkplatz Burgdorf–Emmental 12 Pro Burgdorf Frühling in Burgdorf 14 Künstler in Burgdorf Der Kosmos des Heinz Egger 22 Ferienpass Region Burgdorf Spiel und Spass im neuen Gewand 25 Wallensteins Lager Wie ein Spektakel Burgdorf mobilisierte 26 Legale Spraywände Ein Jugendanliegen nimmt Fahrt auf 28 eBau Baubewilligungsverfahren jetzt digital 30 Veranstaltungen / Hinweise / Tipps 31
Editorial Liebe Burgdorferinnen und Burgdorfer, liebe Leserinnen und Leser aus der Region Das Titelbild dieses Stadtmagazins zeigt den Burgdorfer Künstler Heinz Egger. Er gehört zu jenen Persönlichkeiten, die das Kulturleben und die Kunstszene in unserer Stadt und darüber hinaus massgeblich prägen. Der Beitrag über Heinz Egger gibt Einblick in sein bewegtes Leben und die vielfältigen Talente und Interessen, die ihn auszeichnen. Und er bestärkt mich in der Gewissheit, dass Kunst und Kultur den Menschen in einer schnelllebigen, modernen Gesellschaft guttun. Raum, um sich kreativ auszudrücken, wollen wir auch den Jugendlichen geben, die sich um legale Spraywände in unserer Stadt bemühen. Ihr Jugendantrag wurde kürzlich an den Gemeinderat überwiesen. Dieser hat nun den Auftrag, geeignete Flächen für Graffiti zu finden und bereitzustellen. Ich bin überzeugt, dass dies gelingen wird. Mit dieser Ausgabe des Stadtmagazins beginnen wir eine Serie über Burgdorf und seine Nachbarn. Der erste Artikel beschreibt die Zusammenarbeit und die zahlreichen Berührungspunkte mit der Gemeinde Oberburg. Der Beitrag beleuchtet nicht nur heutige, zum Teil ganz aktuelle Themen und Anliegen aus der Sicht Oberburgs, sondern schildert auch historische Entwicklungen und Unterschiede, welche die Nachbarschaft und das Zusammenleben prägten. Es ist mir ein besonderes Anliegen, Sie auf die bevorstehende Industrienacht 2022 aufmerksam zu machen. Sie ist nicht nur eine Präsentation der ansässigen Industriebetriebe, sondern steht im Zeichen der Nachwuchsförderung am Werkplatz Burgdorf und Emmental. Erste Informationen zum Programm und den Angeboten finden Sie in dieser Ausgabe des Stadtmagazins. Nun wünsche ich Ihnen eine spannende Lektüre und einen wunderbaren, entspannten Frühling. Man sieht sich! Herzlich, Stefan Berger Stadtpräsident
4 Mit 14,1km² ist Oberburg flächenmässig nur unwesentlich kleiner als Burgdorf. Doch mit knapp 3’000 Einwohnerinnen und Einwohnern auf dieser Fläche wird deutlich, dass Oberburg neben dem mit fast 16’600 Menschen viel dichter besiedelten Burgdorf eben ein ländlich geprägtes Dorf ist. Oberburg mit seinen Enklaven Tannen und Rohrmoos ist viel mehr als das, was man entlang der ewig überlasteten Emmentalstrasse auf den ersten Blick sieht. Das Gemeindegebiet dehnt sich nämlich weit über diesen schmalen Streifen in der Talsohle aus. Genau genommen ist das, was man als «Auswärtiger» gemeinhin als Oberburg wahrnimmt sogar der äusserste östliche Rand der Gemeinde. Richtung Westen und Südwesten erstreckt sich dünn besiedeltes landwirtschaftlich genutztes Hügelland. Hier trifft man auf weit verstreute Höfe und kleine Häusergruppen wie die Schupposen und den Zimmerberg, die obere Oschwand, den Breitenwald und die Gumm. Rund 56% des Gemeindegebietes gelten heute noch als Landwirtschaftsfläche, die von immerhin 48 Betrieben bewirtschaftet wird. Auf Burgdorfer Gemeindegebiet gibt es im Vergleich dazu gerade mal noch eine Handvoll Landwirtschaftsbetriebe. Trotzdem ist Oberburg natürlich längst nicht mehr ein klassisches Bauerndorf, wie das in früheren Jahrhunderten der Fall war. Gewerbe und Industrie haben, ähnlich wie in Burgdorf, schon Ende des 17. Jahrhunderts und vor allem mit der Industrialisierung im frühen 19. Jahrhundert Einzug gehalten. Im Schachen entstand das neue Dorf Der ursprüngliche Dorfkern Oberburgs lag erhöht am Osthang der Rothöhe und amEingang zumKrauchthal- und Luterbachgraben. Er bestand aus einigen Häusern, die sich um die Kirche scharten. In der eiszeitlich gebildeten Talsohle der Emme gab es ursprünglich kaum Gebäude. Erst mit der «Zähmung» der Emme und mit der erwähnten Industrialisierung wurde der sogenannte Schachen zu einem eigentlichen Teil des Dorfes. Die Gewerbe- und Industriebetriebe reihten sich in der Folge wie auf einer Perlenkette dem Dorfbach entlang auf. Pionierin war die Hammerschmitte, welche schon 1761 – übrigens gegen den erbitterten Widerstand der Burgdorfer Herren – ihren Betrieb aufnahm. Es folgten die Giessereien, Ziegelei, mechanische Werkstätten, Mühlen und Betriebe der Textilbranche. Sie allen nutzten die Wasserkraft des Dorfbachs bzw. des einmündenden Luterbachs zum Antrieb ihrer Maschinen. Aus dieser wirtschaftlichen Entwicklung entstand das etwas gespaltene Siedlungsbild, das sich auch heute noch erkennen lässt. Kommt dazu, dass die abenteuBurgdorf und seine Nachbarn Oberburg. So nah und doch g
5 erlich gezogene Grenze des Gemeindegebiets zu Burgdorf die Siedlungsentwicklung und die Schaffung eines Dorfkerns nicht eben begünstigte. Willkürliche Gemeindegrenze Schon seit dem Mittelalter nutzten Burgdorf, Oberburg und Hasle den Talboden der Emme gemeinsam als Allmende. Dies gab immer wieder Anlass zu heftigen Auseinandersetzungen und Beschwerden bei der Berner Obrigkeit. Dies obwohl eigentlich zwischen den beteiligten Gemeinden vereinbart war, dass die Nutzung der Weiden und Äcker einvernehmlich und mit Einverständnis aller Beteiligten geregelt werde. anz anders Panorama von Burgdorf, Oberburg und Gegend (Rudolf Huber, kolorierte Lithografie, 1847) Doch die Burgdorfer genossen im Berner Rat offenbar Privilegien. Die Berner «Schiedsrichter» übernahmen fast immer den Standpunkt Burgdorfs, das sich dadurch umso selbstverständlicher das Recht heraus nahm, Allmendboden für sich «einzuschlagen». Dabei stützten sich die Burgdorfer sogar darauf, dass ihnen der ganze Allmendschachen aufgrund der Schenkung der Grafen von Kyburg (im 14. Jahrhundert!) rechtmässig zustehe. Die Streitereien nahmen erst um 1702 ein Ende. Die Allmend wurde unter den drei Gemeinden aufgeteilt. Während Burgdorf seinen Teil als Allmend im herkömmlichen Sinne weiter führte, teilten Oberburg und Hasle das Land auf die Häuser und Höfe der Genossenschafter auf. Die aus den ungleichen Kräfteverhältnissen hervorgegangene Grenzziehung hat dazu geführt, dass das heute baulich und siedlungstechnisch zu Oberburg gehörende Bahnhofquartier mit Gewerbezone, der Bahnhof selbst und der viel besuchte Sportplatz auf Burgdorfer Gemeindegebiet liegen, jedoch eine Oberburger Postadresse haben. «Wir begegnen noch heute ab und zu einigen ziemlich seltsamen Auswirkungen dieser historischen Grenzziehung», sagt Gemeindeverwalter Martin Zurfüh. «Etwa wenn es um den Sportplatz geht, die Heimstätte des beliebten FC Blau-Weiss Oberburg, wo wir immer noch mit Burgdorf Nutzungsvereinbarungen verhandeln müssen. Oder kürzlich bei einer baulichen Angelegenheit, wo die Gemeindegrenze mitten durch ein Gebäude führte.»
6 Überhaupt habe man natürlich mit den Burgdorfer Behörden sehr viele Berührungspunkte und kenne verschiedenste Formen der Zusammenarbeit. Vielfältige Zusammenarbeit Es gibt zahlreiche Bereiche, in denen die Gemeinden Oberburg und Burgdorf eng zusammenarbeiten. So hat Oberburg beispielsweise den Sozialdienst in die regional agierende Abteilung der Stadt Burgdorf ausgelagert. Wenn es also um Fragen rund um Sozialhilfe oder auch Vormundschaft und Beistandschaft geht, wenden sich Oberburgerinnen und Oberburger an die entsprechende Stelle in der Burgdorfer Sozialdirektion. Diese Leistung kauft Oberburg in Burgdorf ein. Ein weiteres Beispiel ist das Beratungsangebot der Schulsozial- und Jugendarbeit. Für die diesbezügliche Betreuung der Oberburger Schulen und Kindergärten sind zwei Mitarbeitende des Burgdorfer Beratungsteams mit jeweils 40-%-Pensum zuständig. Auch der Regionale Ressourcenvertrag zwischen 7 Gemeinden und der Kantonspolizei ist ein Beispiel für sinnvolle Zusammenarbeit. «Wir schauen immer wieder neu, welche Dienstleistungen wir mit anderen Gemeinden gemeinsam anbieten oder allenfalls ganz auslagern wollen», sagt Franco Digirolamo, Gemeinderatsvizepräsident. Für manche Dienstleistungen sei eine regionale Zusammenarbeit oder Auslagerung in eine grössere Verwaltung einfach sinnvoll. So wurde vor einigen Jahren auch der Zivilschutz neu organisiert. Die vorher selbständigen Organisationen der Gemeinden Oberburg, Heimiswil und Burgdorf wurden in in den Zivilschutz Region Burgdorf mit Sitz in Burgdorf überführt. Hier wird auch das Einsatzmaterial zentral gelagert. Über die Einsätze entscheiden jeweils die Gemeinderäte der beteiligten Gemeinden. Die Koordination wiederum erfolgt im sogenannten Regionalen Führungsorgan RFO, welches 2011 von den genannten drei Gemeinden gegründet wurde. Koordination und regelmässiger Austausch Gerade dieses Regionale Führungsorgan, das zur gemeinsamen Bewältigung von Katastrophen, Krisen oder Notlagen dient, hat in den vergangenen zwei Jahren gute Dienste geleistet. Während der Corona-Pandemie wurden in diesem Gremium gemeinsame Vorgehensweisen, Kommunikationsmassnahmen und vor allem auch Informationen über die Gemeindegrenzen hinweg ausgetauscht. «Ein regelmässiger persönlicher Austausch auf Verwaltungsebene aber auch zwischen den Gemeindevertretern ist sehr wertvoll», sagt Werner Kobel, Gemeinderatspräsident von Oberburg. Die Oberburger schätzten die persönlichen Gespräche und den respektvollen Dialog auf Augenhöhe, wie ihn die frühere Stadtpräsidentin Elisabeth Zäch ins Leben gerufen habe. Dies insbesondere auch dann, wenn man politisch das Heu nicht auf der gleichen Bühne habe. Denn viele Herausforderungen liessen sich nur mit gemeinsamen Anstrengungen und dem Blick fürs Ganze bewältigen. Das habe dann gar nichts mit politischen Meinungen zu tun. Ein handfestes Beispiel dafür ist der Hochwasserschutz. «Wir denken regional und nutzen gerne Synergien, wo es Sinn macht. Unsere Eigenständigkeit als Oberburger ist uns aber mindestens genauso wichtig. Darum würden wir gewisse Aufgaben der Gemeinde niemals aus der Hand geben.» Werner Kobel, Gemeinderatspräsident Martin Zurflüh Gemeindeverwalter Werner Kobel Gemeinderatspräsident Franco Digirolamo Gemeinderatsvizepräsident
7 Mega-Projekt Hochwasserschutz Luterbach In Oberburg und Burgdorf ist es in den vergangenen Jahrzehnten immer wieder zu Überflutungen, verursacht durch die Wassermassen des Chrouchtalbach und des Luterbach, gekommen. Zusammen münden die beiden Gewässer in den Dorfbach, welcher der Oberburgstrasse entlang und danach durch das Burgdorfer Schlossmattquartier fliesst. Bei den Unwettern 1987 und 2000 hat sich diese Konstellation als relevante Gefahrenquelle für die betroffenen Siedlungsgebiete entpuppt. Es entstanden Schäden im zweistelligen Millionenbereich. Als Teil eines umfassenden Hochwasserschutzkonzeptes wurde nun im Luterbachtal ein Rückhaltebecken mit einem fast 12 Meter hohen Erddamm gebaut. Dieses verhindert die verheerenden Auswirkungen von Unwettern im Dorf vorne und insbesondere auch in Burgdorf. Zur Realisierung der Talsperre musste die Luterbachstrasse auf einer Länge von rund 700 Metern verlegt werden. Zur Kompensation des künstlichen Eingriffs in das Ökosystem des Tals wurden weite Teile des Luterbachs renaturiert. Das Projekt, von dem alle Gemeinden talabwärts stark profitieren, wurde im vergangenen Herbst nach drei Jahren Bauzeit weitgehend abgeschlossen und kostete insgesamt rund 14,8 Mio. Franken. Ein Grossteil der Kosten wird vom Bund und vom Kanton Bern getragen. Rund 2 Mio. Franken müssen die Gemeinde und die Schwellenkooperation Oberburg selbst aufbringen. Durch Burgdorf und Oberburg fliessen nicht nur gemeinsame Bäche sondern auch gewaltige Verkehrsströme. Und diese machen den Oberburger Behörden, den Politikern aber vor allem auch der Bevölkerung am allermeisten zu schaffen… «Wir wünschen uns, dass Burgdorf als Stadt im Emmental bei seiner eigenen Planung und bei regionalen Fragen auch die Bedürfnisse der umliegenden Gemeinden versteht und berücksichtigt.» Werner Kobel, Gemeinderatspräsident Hoffen auf die Umfahrung ImBauernkrieg von 1653 rückten die Oberburger Schulter an Schulter mit den Emmentaler Bauern gegen Burgdorf vor. Ihr Aufstand richtete sich gegen die Berner Obrigkeit, die mit ihren Vögten die Landbevölkerung des Emmentals beutelten. Burgdorf stand auf der Seite Berns und zog deshalb den Zorn der Nachbarn auf sich. Zur Schlacht kam es nicht. Stattdessen liessen die Berner kurz darauf den Oberburger Gemeindeamman Christian Winistorf enthaupten. Meinungsverschiedenheiten werden heutzutage glücklicherweise nicht mehr so martialisch ausgetragen. Trotzdem schaut Oberburg dem kommenden Entscheid des bernischen Grossen Rates zur Realisierung der Umfahrung Oberburgs mit einer gewissen Anspannung entgegen. «Wir brauchen die Umfahrung, denn die heutige Verkehrssituation macht unser Dorf kaputt», sagt Werner Kobel in aller Deutlichkeit. «Wir bemühen uns sehr, eine attraktive und lebenswerte Gemeinde zu bleiben. Unser neu erarbeitetes Leitbild stellt genau diese Bemühungen ins Zentrum unserer Politik. Mit der heute herrschenden Verkehrsbelastung ist dies aber wirklich nur schwer umzusetzen», ergänzt Franco Digirolamo. Denn: Wer wolle schon in ein Dorf ziehen, das von Lärm, Gestank und Stau durch täglich über 18’000 Fahrzeugen auf seiner Ortsdurchfahrt geplagt ist. Und der Nutzen für das ganze Emmental liege auf der Hand. Wenn der ständige Stau wegfalle, verbessere sich die Mobilitätssituation für die gesamte Region. Über die Notwendigkeit dieser Umfahrung gehen in Burgdorf selbst die Meinungen auseinander. Tatsache ist aber, dass die Mobilitätsbedürfnisse in einer weiträumigen ländlichen Gemeinde anders sind als in einer urbanen, dichtbesiedelten Gegend. Während man in Burgdorf für den täglichen Einkauf, den Arbeitsweg nach Bern oder den Besuch des Sportclubs vielleicht problemlos auf ein Auto verzichten kann, ist man in weiten Teilen Oberburgs halt eben noch darauf angewiesen. Das ist für jemanden, der in einem perfekt erschlossenen Wohnquartier in Zentrumsnähe wohnt vielleicht etwas schwer nachzuvollziehen. Für die Menschen, die weit abseits der nächsten Bushaltestelle und in hügeligem Gebiet wohnen jedoch die Realität des Lebens auf dem Land. Hochwasserschutz: Die neue Talsperre im Luterbachtal
8 Während in zahlreichen Alters- und Pflegeheimen der Region Tagesgäste auf den Abteilungen der Bewohnerinnen und Bewohner betreut werden, besitzt das Zentrum Schlossmatt in Burgdorf ein eigens dafür vorgesehenes Tageszentrum. Nach einem Umbau präsentiert sich dieses seit Anfang Jahr unter anderem mit einem grösseren Platzangebot und einer neuen Küche. Angehörige von betreuungsbedürftigen Menschen stehen oft unter Druck. Sie kümmern sich um ihre Eltern oder Partner und stecken dabei vielfach eigene Bedürfnisse zurück. Das kann seelische, körperliche oder soziale Folgen nach sich ziehen. Wertvolle Unterstützung und Entlastung bieten hierbei Tagesaufenthalte in Alters- und Pflege-Institutionen. Denn hier können Menschen, die zu Hause auf Betreuung und Unterstützung angewiesen oder allein sind, einzelne Tage im Kreise anderer Senioren verbringen und in einem geschützten Rahmen Geselligkeit (er)leben. Zudem kann während dem Tagesaufenthalt das Angebot der Physiotherapie und Fusspflege sowie der Coiffeur genutzt werden. Schon seit längerer Zeit führt das Burgdorfer Zentrum Schlossmatt für Tagesgäste ein speziell für diese Bedürfnisse konzipiertes Tageszentrum, dessen Türen montags bis freitags von jeweils 9 bis 17 Uhr sowohl den externen Gästen als auch den stationären Bewohnerinnen und Bewohnern der Einrichtung offen stehen. «Wir haben Gäste, die seit mehr als zehn Jahren zu uns kommen, was uns zeigt, dass dieses Angebot sehr geschätzt wird», sagt Medea Kaufmann, seit 2018 Leiterin des Tageszentrums. Platzangebot erweitert Im Zusammenhang mit anderen Umbauarbeiten im Zentrum Schlossmatt wurden in den vergangenen Monaten die Räumlichkeiten des Tageszentrums renoviert und erweitert. «Das Platzangebot war etwas eng», so Medea Kaufmann. Deshalb habe man unter anderem einen zusätzlichen Raum erschlossen, der seit Januar für die Aktivierung genutzt wird. Und es gibt eine neue Küche, in welcher jeweils gemeinsam Tageszentrum Schlossmatt Mehr als eine Pflegeeinricht In der neuen, zweckmässig eingerichteten Küche des Tageszentrums wird gemeinsam das Essen zubereitet
9 das Mittagessen zubereitet wird. Vom gemeinsamen Aufenthaltsraum, in dessen Mitte der grosse Esstisch steht, gelangt man über eine Terrassentür barrierefrei in den Garten. Um die bis zu zwölf Tagesgäste kümmern sich neben der ausgebildeten Aktivierungsfachfrau Medea Kaufmann fünf Mitarbeitende des Zentrums Schlossmatt, welche zum Teil auch Aufgaben auf den Abteilungen für die stationären Bewohnerinnen und Bewohner innehaben. Wichtig für die Tagesgäste sei eine möglichst umfangreiche Selbständigkeit und Autonomie in der Gestaltung des Tagesablaufs – so, wie sie es auch von zu Hause her kennen. «Wir bieten mit unseren Aktivitäten den Rahmen, aber die Gäste müssen nichts, sie dürfen vielmehr teilnehmen, wenn sie dies wünschen.» Auch beim gemeinsamen Kochen werden Wünsche in Bezug auf den Speiseplan wann immer möglich berücksichtigt. Im Tageszentrum achtet man besonderem Masse auf die Ressourcen und Fähigkeiten der Gäste: «Wir arbeiten gezielt Angebote aus, die unseren Tagesgästen entsprechen», erklärt Medea Kaufmann. Dazu gehören auch generationenübergreifende Begegnungen, etwa mit kleinen Kindern, welche dank der heimeigenen Kita «Schloss Stern» ermöglicht werden können. Verborgene Talente fördern Nicht selten kommen im Tagesablauf auch verborgene Talente der Gäste zum Vorschein. Medea Kaufmann weiss von einemBesucher, der imTageszentrum eine wohlschmeckende Salatsauce kreiert hat. Seine Frau wusste von diesem Koch-Talent nichts und sei darüber sehr erstaunt gewesen. «Solche Vorkommnisse können dazu führen, dass die Angehörigen ihren Liebsten wieder mehr Dinge zutrauen.» Zudem gebe es dank der Aufenthalte in einer anderen Umgebung auch wieder Themen für neuen Gesprächsstoff in den eigenen vier Wänden. Um derlei Fähigkeiten und andere Begebenheiten zu kommunizieren, erhalten die Angehörigen jeweils am Ende des Tages Rückmeldungen des Betreuungspersonals in mündlicher oder schriftlicher Form. Auch besteht die Möglichkeit zu Gesprächen und Beratungen. Keine Angst vor dem Heimeintritt Aufenthalte als Tagesgast in einer Pflegeeinrichtung können auch dazu dienen, um Schwellenängste abzubauen. Diese können durchaus beidseits vorhanden sein, also bei den Pflegebedürftigen wie auch bei deren Angehörigen. «Bei uns erfahren die Gäste, dass sie mit ihren Beschwerden nicht allein sind», betont Medea Kaufmann. Also kann mit diesem Angebot auch ein sanftes Herantasten an eine stationäre Betreuung erreicht werden. Auch weil dann und wann einzelne Übernachtungen möglich sind. Das schafft Vertrauen. Und unter Umständen lassen sich mit den Angeboten für Tagesaufenthalte auch Heimeintritte hinauszögern. Dies bedinge jedoch eine frühzeitige Annäherung: «Es gibt Menschen, die kommen erst spät auf die Idee ein Tagesangebot zu nutzen, und so bleiben ihnen als Tagesgast dann oftmals nur noch ein paar Monate.» «Wir achten auf die Ressourcen unserer Tagesgäste und arbeiten auf dieser Grundlage gezielt Angebote für sie aus.» Medea Kaufmann, Leiterin Tageszentrum ung auf Zeit Im umgebauten Tageszentrum vom Zentrum Schlossmatt gibt es nun einen eigenen Aktivierungsraum
10 Ein Vierteljahrhundert gibt es die Stiftung intact. Seit 1997 bietet sie Langzeitstellenlosen sinnvolle Beschäftigungsformen und hilft ihnen bei der Integration ins Berufsleben. Was mit einer bewachten Velostation am Bahnhof Burgdorf begann, hat sich über die Jahre in ein spartenreiches Unternehmen für bis zu täglich 220 Teilnehmende gewandelt. Wer den Verkaufsladen in der Velostation am Burgdorfer Bahnhof betritt, wird vom Personal mit einem freundlichen «grüessech» empfangen. Hier gibt es ein ausgewähltes Sortiment an Produkten, die in den Ateliers der Stiftung intact hergestellt werden. Von praktischen Tragetaschen, Keramikerzeugnissen bis hin zu Lebensmitteln wie Pasta oder Sirup. Hinten angrenzend die Velostation und die Spedition, in der oberen Etage die Verwaltung mit Büroräumen. Die Stimmung ist fröhlich – das merkt man gleich beim ersten Augenschein. Seit 25 Jahren sorgt die Stiftung intact dafür, dass Langzeitstellenlose eine sinnvolle Tagesstruktur erhalten und wenn immer möglich den Weg zurück in den ersten Arbeitsmarkt finden. Angefangen hat es mit der Idee von Co-Geschäftsleiter Martin Wälti, der nach holländischem Vorbild im alten SBB-Güterschuppen eine bewachte Velostation eröffnete – mit Personal, das sich aus rund einem Dutzend Stellensuchenden zusammensetzte. «Die Abstellmöglichkeit für Velos war damals desolat; es wurden massiv viele Räder gestohlen oder beschädigt», sagt der Bauingenieur und Raumplaner, der damals als passionierter Velofahrer direkt betroffen war. Vom Bewacher zum vielfältigen Dienstleister Es dauerte nicht lange, bis zur bewachten Velostation weitere Dienstleistungen hinzukamen. Erst ein Reparaturdienst für kleinere Flickarbeiten und schon im ersten Jahr der heute viel genutzte und weit herum bekannte Hauslieferdienst mit E-Bikes. Nach dem Abbruch des Güterschuppens wechselte man in ein provisorisches Festzelt. Dieses Provisorium hielt ganze sechseinhalb Jahre stand, bis im Herbst 2013 Bilder: zvg. Stiftung intact 25 Jahre Engagement für In Die Velokurier-Taschen von intact werden mittlerweile in der ganzen Schweiz vertrieben
11 das neue Gebäude an der Bucherstrasse bezogen werden konnte. Fortan entwickelte sich das Angebot der Stiftung incact weiter: Mit einer Recycling-Halle, einer Keramikwerkstatt, einem Textilatelier, Liegenschaftsdiensten für Reinigung und Gartenarbeiten bis hin zu Dienstleistungen im Bereich Gastronomie. Im ehemaligen Bahnhof Steinhof hat intact 2007 den Bahnhoftreff Steinhof übernommen und erfolgreich als Wirtschaft und Cateringunternehmen betrieben. Nachdem der Abbruch des alten Stationsgebäudes feststand, hat die Stiftung im Landhaus an der Sägegasse einen Ersatzstandort für ihren Gastrobetrieb gefunden und führt das Ende 2020 geschlossene Restaurant nun weiter. «Wir möchten unseren Teilnehmenden marktnahe Arbeitserfahrungen ermöglichen», betont Martin Wälti. Dies brauche es, ummöglichst viele der Stellensuchenden erfolgreich in den ersten Arbeitsmarkt integrieren zu können. «Denn intact ist mehr als ein Beschäftigungsprogramm für Langzeitstellenlose; und wenn wir sie gut vermitteln wollen, dann müssen wir sie auch praxisnah trainieren», so Martin Wälti. Zudem sollten die angebotenen Produkte und Dienstleistungen ebenfalls marktgerecht sein, denn zwei Fünftel des Ertrags der Stiftung intact müsse am freien Markt erwirtschaftet werden. Für die übrigen Kosten bestehen verschiedene Leistungsverträge mit dem Kanton Bern, Gemeinden sowie zuweisenden Stellen wie das Contact-Netz oder die Bewährungshilfe. Zwischen 60 und 70 Festangestellte, inklusive Zivildienstleistende und Praktikanten, kümmern sich um die täglich bis zu 220 Teilnehmenden an den intactStandorten in Burgdorf, Kirchberg und Langnau. Die Stiftung ist auf vielen Geleisen unterwegs. Immer wichtig dabei: Der Bezug zur Region und zu den Themen Nachhaltigkeit und Kreislaufwirtschaft. Seit rund einem halben Jahr läuft ein Pilotprojekt mit Pilzzucht. Das Substrat, also der Nährboden, auf dem zum Beispiel Austern-Seitlinge wachsen, ist Kaffeesatz, welcher von intact-Teilnehmenden mit dem Velo bei Restaurants in der Umgebung eingesammelt wird. Die Pilze wiederum sollen ihre Käuferschaft ebenfalls in der Region finden. Martin Wälti will mit 66 kürzertreten Martin Wälti, der intact in den ersten Jahren als Verein und ab 2011 als Stiftung geführt hat, wird sich diesen Sommer aus dem operativen Geschäft zurückziehen. «Ich werde punktuell noch einzelne Projekte begleiten, mich ansonsten aber auf die Arbeit im Stiftungsrat fokussieren», sagt der 66-jährige. Im Gegenzug wird sein bisheriger Co-Geschäftsleiter Theophil Bucher die Führungsebene weiter ausbauen und aus dem Stiftungsrat austreten. Er war auch die treibende Kraft, die in der Vergangenheit die Stiftung intact als strategische Partnerin für Einsatzplätze im Emmental etabliert hat. «Gemeinsam für ein gutes Klima» lautet der diesjährige Slogan der Stiftung intact. Ein Leitspruch, der den Bogen von den Anfängen bis in die Zukunft spannt. Von nachhaltiger Mobilität bis hin zu nachhaltigen, regionalen Produkten. Warum nicht auch Pilze…? www.wir-bringens.ch «Unsere Mitarbeitenden tragen einen grossen Teil der Verantwortung. Sie sind massgebend beteiligt am Erfolg der Stiftung intact.» Martin Wälti, Geschäftsleitung Stiftung intact tegration Nach 25 Jahren fokussiert sich intact-Initiant Martin Wälti auf die Arbeit im Stiftungsrat
12 Auch in der diesjährigen Industrienacht dreht sich alles um Technik, Industrie und Bildung am Wirtschaftsstandort Burgdorf und Emmental. Auf den angebotenen Betriebstouren können die Besucherinnen und Besucher live in die Produktionsstätten zahlreicher Industrieunternehmen eintauchen. Daneben gibt es in diesem Jahr spezielle Angebote für Schülerinnen und Schüler. Bereits zum zweiten Mal nach 2020 öffnen namhafte Burgdorfer Unternehmen ihre Tore und gewähren den Besucherinnen und Besuchern einen Einblick in ihre Produktionshallen. Hier kann man industrielle Produktion und die Tätigkeiten der verschiedenen Berufsgruppen sowie Ausbildungsangebote hautnah miterleben. Wie bereits bei der Industrienacht 2020 werden zwei Bus-Routen, neu im 15-Minuten-Takt, betrieben, welche die teilnehmenden Betriebe anfahren. Die Firmen können frei und ohne Voranmeldung von 17.00 bis 22.00 Uhr besucht werden. Die Bus-Routen starten und enden jeweils bei der Markthalle, wo sich das eigentliche Zentrum der Industrienacht befindet. Messe für Lehrstellen und Fachkräfte In der Markthalle selbst findet von 10.00 bis 22.00 Uhr eine Messe mit rund 30 Ausstellern aus Burgdorf und dem Emmental statt. Hier werden sich nicht nur Betriebe aus der Region, sondern auch Bildungsinstitutionen, Verbände und das Berufsinformationszentrum BIZ präsentieren. Ziel dieses vielfältigen «Marktplatzes» ist letztlich die Nachwuchsförderung. Jugendlichen soll die Attraktivität und das enorme Zukunftspotenzial von technischen Berufen und Ausbildungen nähergebracht werden. Zudem sollen sie Gelegenheit erhalten, erste Kontakte hinsichtlich einer möglichen Lehrstelle in der Region zu knüpfen. Dieses Engagement der Industriebetriebe kommt nicht von ungefähr: Mit rund 3’600 Arbeitsplätzen weist Burgdorf einen vergleichsweise hohen Anteil an Beschäftigten im industriellen Sektor Industrienacht 2022 Vielfältiger Werkplatz Burgd
13 auf. Dementsprechend ist der Fachkräftemangel in diesem Bereich ein bereits seit Jahren viel diskutiertes Thema. Das sinkende Interesse der Jugendlichen an technischen Berufen bereitet nicht nur den Betrieben in unserer Region, sondern in der ganzen Schweiz beträchtliche Sorgen. Darumwill man mit der diesjährigen Industrienacht ausdrücklich auch Schülerinnen und Schüler ansprechen und mit speziellen, altersgerechten Angeboten und Erlebnissen ihr Interesse für Technik zu wecken versuchen. Firmentouren für Schulklassen Nebst der Messe in der Markthalle können interessierte Schulklassen tagsüber zwischen 10.00 und 16.00 Uhr spezielle Schülertouren absolvieren. Die Schülerinnen und Schüler besuchen hierbei ausgewählte Betriebe oder Bildungsinstitutionen klassenweise und in Begleitung ihrer Lehrpersonen. Die Angebote sind auf Oberstufen-Klassen, d. h. Schülerinnen und Schüler der 7. bis 9. Klasse abgestimmt. Die Besuche von Schulklassen müssen natürlich vorgängig angemeldet werden. Mit diesen Touren soll detailliert auf die Ausbildungsmöglichkeiten in technischen Berufen eingegangen werden. Die teilnehmenden Firmen können ganz konkret die verschiedenen Berufe und Ausbildungen orf –Emmental vorstellen, die sie den angehenden Lernenden anbieten können. Für die jungen Menschen selbst ist dies eine hervorragende Gelegenheit, einen potenziellen Ausbildungsbetrieb direkt vor Ort und ganz unkompliziert kennenzulernen. MINT-Workshop am TecLab Mit Angeboten und Veranstaltungen für Schulen und Lehrpersonen, Unternehmen und Private engagiert sich auch das TecLab für die Förderung von Nachwuchskräften in MINT-Berufen im Kanton Bern. Die Abkürzung «MINT» steht übrigens für die Fächer Mathematik, Informatik, Natur und Technik, also jene Disziplinen, die in technisch orientierten Berufsbildern dominieren. An der diesjährigen Industrienacht geben das TecLab und die Berner Fachhochschule einen Einblick in ihre vielseitigen MINT- und Industrieaktivitäten. So wird im Rahmen der Schulklassen-Touren ein MINT-Workshop angeboten, und abends sind am Jlcoweg 1 – dem Sitz des TecLab – Anlagen und Exponate zum spielerischen Ausprobieren für Gross und Klein geöffnet. Darüber hinaus stellt die Berner Fachhochschule Projekte aus ihrer angewandten Forschung und Entwicklung vor. Programm – Freitag, 29. 4. 2022 Marktplatz / Markthalle 10.00 – 22.00 Uhr: Messe für Lehrstellen und Fachkräfte 10.30 – 11.00 Uhr: Talkrunde mit SwissSkills Berufs-Champions 11.30 – 12.00 Uhr: Live-Theater «Das Vorstellungsgespräch» 13.30 – 14.00 Uhr: Talkrunde mit SwissSkills-Berufs-Champions 15.30 – 16.00 Uhr: Live-Theater «Das Vorstellungsgespräch» 16.45 Uhr: Eröffnung, Stefan Berger / Lars Guggisberg 18.00 Uhr: «Vom Lehrling zum Unternehmer» (mit Gästen*) 19.30 Uhr: «Zukunft & Leadership» (mit Gästen*) 19.30 Uhr: «Innovation im Emmental» (mit Gästen*) * u. a. Simon Michel (Ypsomed), Andrea Lüthi (Sanitized), Nina Klötzli (Klötzli Messerschmiede), Reto Reist (Moser Baer), Milo Gasser (Asic Robotics), René Mannhart (Zaugg AG, Eggiwil), Marc Blaser (Blaser Swisslube) 22.00 – 24.00 Uhr: «Ausklang mit Barbetrieb» Schülertouren 10.00 – 16.00 Uhr: Firmentouren für Schulklassen (Voranmeldung) Firmentouren 17.00 – 22.00 Uhr: Firmentouren (Zwei Bus-Routen ab Markthalle) www.industrienacht-burgdorf.ch
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Die Seiten von 16 Markus Rickli – Atelier für Buchbinderei und Einrahmungen Der Besuch im Atelier von Markus Rickli am Kirchbühl 4 lohnt sich für all jene, welche der Welt der Bilder und Bücher mit Hochschätzung begegnen. Wer auf der Suche nach einem passenden und dekorativen Rahmen für ein Gemälde ist, wird beim Fachmann garantiert fündig. Ob Holz-, Eisen-, Gold-, Aluminium- oder Wechselrahmen, den Möglichkeiten sind praktisch keine Grenzen gesetzt. Die kompetente Beratung erleichtert die Auswahl. Als gelernter Buchbinder versteht es Markus Rickli zudem, beschädigten Büchern, die für die Kundinnen und Kunden von Bedeutung sind, neues Leben einzuhauchen und sie einer sanften Verjüngungskur zu unterziehen. Für Privatpersonen, Gemeinden, Bibliotheken und weitere Institutionen erstellt er Einbände. Traditionelles Handwerk wird im Atelier mit modernster Technik verbunden. Handgefertigte Karten und auf Kundenwusch hergestellte Tage- und Gästebücher runden das Angebot ab. Markus Rickli betätigt sich zudem auch als Kunstmaler. Seine Werke, die sowohl Landschaften als auch Abstraktes umfassen, sind mehrfach ausgestellt worden und ebenfalls käuflich erhältlich. buchklinik.ch / rickli-art-schweiz.com Produkte aus Segeltuch Aus diesem nachhaltigen Material werden individuelle Etuis und Taschen, in diversen Grössen und Varianten angeboten. Preise individuell Stiftung Intact Hohengasse 9/11, wir-bringens.ch Vegan – Clean – Effektiv CLEANFORMANCE – Pflegelinie und Treatment von BABOR, für eine gesunde, strahlende und intensiv durchfeuchtete Haut. CHF 157.00 Beauty-Treatment Produkte siehe schoenshop.ch Schoenzeit GmbH BABOR Beauty SPA Lyssachstrasse 9, schoenzeit.ch
17 Die Seiten von El Naturalista Von der Natur inspirierte Schuhe für umweltbewusste Menschen. Für Damen und Herren. ab CHF 120.00 Schuhfachgeschäft Handschin Hohengasse 13, schuhe-handschin.ch ACHILLEA Duschgel 250ml Sanftes Duschgel mit Rotbuchen- und Schafgarbenextrakt. Sehr gut verträglich und für die ganze Familie geeignet. CHF 9.90 ACHILLEA Body Lotion 200ml Intensiv feuchtigkeitsspendende, leicht parfümierte Body Lotion mit wertvollen Pflanzenessenzen. Hinterlässt ein seidenweiches Hautgefühl. CHF 14.90 Bahnhof Apotheke Zbinden AG Bahnhofstrasse 13, achillea.ch Die Bunten Feine Zylinderketten mit Gelbgoldzwischenteilen. CHF 950.00 / Stk. Goldschmied Alain Aebi Kirchbühl 10, goldschmied-aebi.ch Bewegung ist Gesundheit Bewegen Sie sich sicher, einfach und effektiv. Individuelle und persönliche Trainingsberatungen kostenlos und unverbindlich unter 034 423 08 30. Aemme fit Burgdorf GmbH Kirchbergstrasse 107, aemmefit.ch Sonnenbrillen Auch mit Ihrer Korrektur erhältlich! Preise individuell Optik von Gunten AG Poststrasse 5, optik-vongunten.ch
Die Seiten von 18 Jäggi AG Die Firma Jäggi AG an der Lyssachstrasse 13 im Zentrum von Burgdorf ist spezialisiert auf hochwertige Inneneinrichtungen mit individueller und ganz besonderer Atmosphäre. Zum Kundenstamm gehören Privatpersonen ebenso wie Gastronomiebetriebe und Unternehmen. Das breite Angebotsspektrum umfasst Büromöbel, Tische und Stühle, Beleuchtung und Beschattung, Akustikeffekte und Lounges ebenso wie Kunstgegenstände, Erlebnistechnik, Pflanzen und vieles mehr. Selbstverständlich bietet das Traditionsunternehmen, das 1948 gegründet wurde, eine umfassende Serviceleistung an: Von Beratung, Planung und Visualisierung über Lieferung und Montage bis zu Reparatur- und Reinigungsarbeiten wird alles abgedeckt. Beim Besuch des modernen Showrooms auf einer Fläche von 240 m2 erhalten die Besucher/innen einen inspirierenden Eindruck in die Produktevielfalt und den Tätigkeitsbereich der Jäggi AG. Pascal Jäggi betont: «Mit der langjährigen Erfahrung von meinem Vater Marc und der Kreativität unseres Teams erfüllen wir individuelle Wünsche und verleihen Wohnräumen und Arbeitswelten das gewisse Etwas. Wir erarbeiten gemeinsam mit unseren Kundinnen und Kunden Orte zum Arbeiten und Wohlfühlen». jaeggi-burgdorf.ch Tierischer Wow-Effekt Ob als Hocker, Kaffeetisch oder Bücherregal – diese originelle Schildkröte trägt alles und ist ein absoluter Hingucker in jedem Ambiente. Erhältlich jeweils in schwarz oder weiss. CHF 495.00 Wohnform Herzog Hohengasse 6, wohnform-herzog.ch Bauhaus-Freischwinger Design Marcel Breuer 1928. Gestell Stahlrohr vernickelt. Bauhaus-Gurte dreilagig vernäht. Armlehnen Buche schwarz oder natur. CHF 999.00 Jäggi AG Burgdorf Lyssachstrasse 13, jaeggi-burgdorf.ch
19 Die Seiten von Alter Sessel in neuem Erscheinungsbild Lassen Sie sich überraschen, was aus Ihren alten Sesseln oder Sofas machbar ist. Preise individuell Team Interieur Metzgergasse 21, team-interieur.ch Hindahl & Skudelny Klares und unverwechselbares Design mit höchsten Ansprüchen an Qualität und Tragekomfort. Die Kollektionen verbindet durch Innovation und Individualität Business und Freizeit. Preise individuell linea moda Hohengasse 23, linea-moda.ch Swiss Milk Bodycare Der Haut etwas Gutes tun. Körperpflegelinie mit Aprikosenkernöl und Aprikosenextrakt. ab CHF 10.00 Parfumerie Metzler Schmiedengasse 15, kosmetikmetzler.ch Swiss Made Uhren Aus dem jurassischen Les Genevez nach Burgdorf. Die Marke Claude Bernard neu erhältlich bei Goldschmiede Simone Aebersold GmbH. CHF 325.00 Gelbgold-Collier Ankercollier mit einem integrierten Diamant- Tropfen im Rosenschliff «Salt&Pepper». Preis individuell Goldschmiede Simone Aebersold GmbH Hohengasse 1, simoneaebersold.ch Tierisch gut! – Ferienkurs für Kinder Die Kinder bauen im Atelier farbwiese eine Maske und verwandeln sich im ttsb-Studio in ein Tier. Mi–Fr, 20.–22. April 2022, 10–16 Uhr (Mittag betreut) CHF 180.00 Atelier farbwiese Hohengasse 25, farbwiese.ch
Die Seiten von 20 Oster-Genusskorb Erwecke Frühlingsgefühle mit schmackhaften Spezialitäten und Verwöhn-Accessoires aus dem vielfältigen Sortiment. Preise individuell Lavanda Feinkost Hunyadigasse 2, lavanda.ch Frühlingsmelodie – Grüntee aromatisiert Den Hauch der ersten Sonnenstrahlen auch in der Tasse geniessen. CHF 6.70 / 100 g Teehaus Burgdorf Hohengasse 8, teehausburgdorf.ch Buchhandlung am Kronenplatz Seit dem November 2021 befindet sich die traditionsreiche Buchhandlung am Kronenplatz in den Räumlichkeiten an der Hohengasse 29, die mit grosser Sorgfalt und Liebe zum Detail renoviert wurden. Die Verbindung von modernen Einrichtungsgegenständen und dem historischen Bau erzeugt eine einzigartige Atmosphäre, die förmlich zum Verweilen und Schmökern einlädt. «Die Rückmeldung zum neuen Standort sind ausschliesslich positiv ausgefallen», freut sich Besitzerin Trix Niederhauser. In der Buchhandlung finden die Kundinnen und Kunden ein vielseitiges und immer aktuelles Angebot, das passenden Lesestoff für alle bereithält. Das Spektrum reicht von spannenden Krimis, die garantiert Gänsehaut erzeugen, über faszinierende Gesellschaftsromane bis zu Kinder- und Jugendliteratur und deckt alle Bedürfnisse ab. Gerne nimmt sich Trix Niederhauser Zeit, um den Leserinnen und Lesern bei der Auswahl mit Rat und Tat zur Seite zu stehen. Mit ihren Tipps sorgt sie für Spannung, Freude und Unterhaltung und ermöglicht es ihrer Kundschaft, fremde und unbekannte Welten zu entdecken. buchhandlung-kronenplatz.ch
21 Die Seiten von Abakali – Kaffee Der Kaffee visionärer Frauen aus Uganda. Mild aromatischer Bio-Arabica. Gutes Tun beim Kaffee trinken! CHF 7.90 / 250 g CHF 15.50 / 500 g claro Weltladen Metzgergasse 10, claro-burgdorf.ch Coop Pro Montagna Trockenfleisch – Genuss aus den Walliser Bergen Gewürzt und gesalzen nach altüberlieferter Rezeptur ist das Coop Pro Montagna Walliser Trockenfleisch ein Highlight – ob zum Apéro, zum Frühstück oder einfach zwischendurch. CHF 10.85 / 100 g Coop Sägegasse 14, Bahnhofstrasse 7 Teemischung Fitness Ideal für Sportler und Wanderer, aber auch für Daheimgebliebene. Wirkt erfrischend, belebend und durststillend. CHF 9.10 / 100 g Tropfenmischung Leber-Galle Bei Verdauungsbeschwerden wie Blähungen, Druck- und Völlegefühl im Unterbauch. Zur Anregung der Gallenproduktion. CHF 17.20 / 50ml CHF 26.80 / 100ml Apotheke Ryser AG Lyssachstrasse 17, apotheke-ryser.ch Schwengelpumpen Voll funktionsfähig – ein Blickfang für Ihren Garten! Verschiedene Modelle und Anschlussmaterial, Beratung und Ausstellung bei E. Seiler AG. ab CHF 250.00 E. Seiler AG Hohengasse 31, seilerburgdorf.ch Osterspezialitäten Ostereier & Osterhasen: Spezialitäten aus unserer Confiserie. Auch für die Dekoration des Festtagstisches gibt es kleine Naschereien. Preise individuell Confiserie Widmer Kirchbühl 7, confiserie-widmer.ch
22 Der Eingang zu seinem Atelier liegt am wohl schmalsten, dunkelsten und verborgensten Gässchen in der Burgdorfer Altstadt. Wie durch einen Tunnel unter den Gebäuden am Staldenkehr erreicht man eine unscheinbare Tür. Drinnen öffnet sich ein riesiger, heller Raummit Blick auf die Häuser der Unterstadt. Willkommen im Kosmos des Heinz Egger! Heinz Eggers Arbeitsraum liegt buchstäblich auf der Nahtstelle von Oberstadt und Unterstadt. Irgendwo dazwischen. Und dieses «zwischen» den Dingen und Orten trifft auf seine Kunst, aber auch auf seine Biografie zu. 1937 geboren und aufgewachsen in Aarwangen erlebte er eine Kindheit zwischen Angst und Faszination. Mit seinen Grosseltern lebte er über einer Beiz, die sie führten, und in der die Soldaten in ihren unverwechselbar riechenden Uniformen ein und aus gingen. Es roch und klang nach Krieg und Gewalt. Frühe, kindliche Eindrücke, die heute als Erinnerung aber auch als ästhetische Kategorie immer noch das Schaffen von Heinz Egger mitprägen. Zahlreiche Schnipsel, Skizzen oder Fotografien an den Wänden seines Ateliers bringen genau diese «Ästhetik der Gewalt», der man sich nicht entziehen kann, zum Ausdruck. Nicht etwa, weil sie laut oder gar heldenhaft Gewalt darstellt, sondern als Athmosphäre, als Ahnung, wie die Düfte und Geräusche, die Egger als Kind aus der Beiz im Erdgeschoss vernahm. Postbeamter, Musiker oder doch Maler? Heinz Eggers beruflicher Werdegang war nicht eben zielstrebig. Da gab es viele Interessen und Begabungen zwischen denen er balancierte und es noch heute tut. Zuerst machte er bei der PTT eine Lehre als Postbeamter und besuchte das Konservatorium mit der Geige, zog nach Lausanne und spielte dort in einer erfolgreichen Jazzformation Saxofon. Er absolvierte das Lehrerseminar, studierte Deutsch und Geschichte, zeichnete und malte an der Hochschule für Gestaltung in Bern und Basel und liess sich zum Zeichenlehrer ausbilden. Daneben tauchte er ein in Philosophie, Film, Theater und Literatur. Zwischen und mit all diesen Leidenschaften wuchs seine Kunst; Zeichnungen, Malerei und Druckgrafik, die entweder literarische Texte in Büchern «paraphrasiert» oder als selbständige Arbeiten in zahlreichen Galerien und Kunstmuseen zu sehen sind. Die intensive Zusammenarbeit mit dem Schriftsteller Klaus Merz, dessen Bücher er bis heute regelmässig gestaltet, stellt dabei einen herausragenden Meilenstein seines Schaffens dar. Künstler in Burgdorf Der Kosmos des Heinz Egge
23 Mit der Arbeit wuchs auch stets die Überzeugung, dass es dem Menschsein guttut, sich mit seiner eigenen Kreativität und den ganz persönlichen Ausdrucksmöglichkeiten zu beschäftigen. In Burgdorf landete Heinz Egger schliesslich wegen einer freien Stelle als Lehrer. Das kleine beschauliche Städtchen gefiel ihm zwar, doch spielte es ihm eigentlich keine grosse Rolle, wo und für wie lange er seine Zelte aufschlägt. Wenn es einen äusseren Ort gab, der ihn anzog, war dies ohnehin eher Basel als Bern. Heute, nach vielen Jahrzehnten und in fortgeschrittenem Alter, ist Burgdorf seine Heimat. Sein Ort, an dem er sich engagiert, wo er seine Freunde und Bekannten in der Beiz trifft und wo er seine Familie hat. Seine Frau war übrigens auch Lehrerin und führte zudem in Burgdorf eine Galerie. Sein Sohn Matthias – ebenfalls Lehrer – befindet sich wie sein Vater einst auf dem Weg zur freien Kunst. Heinz Egger setzte sich jahrelang in der städtischen Kulturkommission für die Förderung des Kulturschaffens ein und schaut mit genauem und allenthalben kritischem Blick auf die Entwicklung und das Programm des Casino Theaters. Eine Institution, die ihm auch aus eigener Tätigkeit als Bühnenbildner ganz besonders am Herzen liegt. «Burgdorf braucht ein spannendes und künstlerisch ambitioniertes Thear Ausschnitt aus dem «Erinnerungsdepot» im Atelier ter», bekräftigt Egger. Denn das Theater ist ein konzentrierter Schmelzpunkt für die Sicht auf die Welt durch das Erlebnis der Kunst. Die Welt über die Kunst erfahren Die Beschäftigung mit Kunst fordert Seh-, Hör- und Denkgewohnheiten heraus und bereichert unsere Sicht auf die Welt und deren Zusammenhänge. Davon ist Heinz Egger zutiefst überzeugt. Und auch davon, dass eine Gesellschaft, die der Kunst und Kultur keinen Raum zur Entfaltung und Wirkung bietet eine «geistig verarmende» und vergessende Gesellschaft ist. Egger fühlt sich deshalb angetrieben, die Menschen zu genauem Hinschauen und einem künstlerischen Blick auf sich selbst zu animieren: «Ich möchte Menschen dazu ermutigen, mit Freude einen Strich auf ein weisses Blatt zu bringen. Einen zweiten Strich oder einen Fleck und in der entstehenden Zeichnung verborgene Formen zu entdecken». Ein Vorgang ähnlich jenem «in die Wolken gucken», wo man die sich immer wandelnden Gebilde als Hundekopf, Menschengesicht, Pinocchio oder Pferd im Galopp interpretiert. Diesen Mut zum eigenen befreiten Erfinden würde er sehr gerne anderen Menschen beibringen.
24 Mut sei sowieso der Schlüssel zum Vertrauen in die eigene Kreativität und zur ganz persönlichen Ausdrucksweise, ist Heinz Egger überzeugt. Und wenn er wieder gesund sei, zumindest wieder ausreichend Kraft und Ausdauer habe, werde er dieses Vorhaben gewiss in die Tat umsetzen. Worüber Egger lacht und was ihn verärgert Auf die Frage, was ihn zum herzhaften Lachen bringe, kommt es wie aus der Kanone geschossen: «Jacques Tati». Tati war ein französischer Schauspieler, Autor und Regisseur, der mit seiner skurril komischen Kultfigur «Monsieur Hulot» in den 1950er und 60er Jahren ganze Kinosäle zum Lachen brachte. Oftmals ohne Worte, dafür mit subtiler Situationskomik, in die er seine durchaus kritische Weltsicht verpackte. Etwas länger denkt Heinz Egger darüber nach, was ihn denn besonders ärgere. «Arrogante und hochnäsige Menschen, die sich selbst als was Besseres ausgeben, hinter deren Fassade dann aber nichts steckt», sagt er schliesslich. Und dass es davon in der kommerziellen Kunstszene eine ganze Menge gebe… Beckenbruch auf der Museumstreppe Es war noch vor Corona, als Heinz Egger mit einer Galeristin eine Ausstellung im Solothurner Kunstmuseum besuchte und sie herumführte. Es regnete als sie danach die Treppe runterstiegen. Ganz Gentleman wollte Egger zum Auto eilen, um einen Schirm zu holen. Doch dann rutschte er auf den nassen Stufen aus und fiel so unglücklich, dass er einen mehrfachen Beckenbruch erlitt. Schon für junge Menschen ist das kein Pappenstiel, für einen über 80-jährigen Mann schon gar nicht. Die Prognosen der Ärzte, die im Übrigen einen tollen Job gemacht hätten, waren entsprechend düster. Und wennman sich das Röntgenbild seines Beckens mit den langen Schrauben drin anschaut, fragt man sich unweigerlich, warum der Mann heute, ausgerüstet nur mit einem Gehstock und gebotener Achtsamkeit, wieder durch die gepflästerten Gassen der Altstadt spazieren kann. Er finde neue, hindernisfreie Wege, sagt er. Ein kleiner Umweg, um einen zu hohen Absatz zu umgehen oder einen etwas weiteren Weg, um eine Treppe vermeiden zu können. Typisch Egger, möchte man sagen. Der Körper in der Landschaft Er ist auf dem Weg der Besserung und die nächste Ausstellung ist bereits geplant. Das sporne ihn an und er fühle sich fit genug, um auch grossflächige Arbeiten wieder anzugehen: Metergrosse atmosphärische, flimmernde, immer wieder übermalte Landschaften, die irgendwie doch keine sind und aus denen sich fast unmerklich und dennoch plötzlich Körper wie Akzente herausbilden. Oder gehen sie in die Landschaft hinein, dorthin zurück wo sie hergekommen sind? Ob kommen oder gehen, es spielt keine Rolle, denn was zählt ist das, was im hoffentlich wachen Auge des Betrachters und in seiner Seele passiert.
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